Tag 13: Langeweile und abgefrorene Gliedmaßen (09.03.2006, Donnerstag)
Den Donnerstag hatten wir uns schließlich für eine nähere Besichtigung von Padua freigehalten. Leider stellten wir ziemlich schnell fest, dass es in Padua nicht wirklich viel zu sehen gab. Die erste Zeit begleitete uns Maria noch, die mit uns ins Ghetto ging und dort einen Laden suchte, ihn aber am Ende doch nicht fand, und das, obwohl wir an jeder Straße ungefähr drei Mal vorbeigingen. Die drei Stoffläden in einem einzigen Gässchen fanden wir aber doch. Und das war auch schon das Highlight.
Nachdem wir eine Stunde durch die Gegend geirrt waren, fanden wir schließlich den wohl interessantesten Ort ganz Paduas: den Laden für ausländische Bücher. Und er war nicht nur groß und ziemlich gut bestückt, er war vor allem warm, im Gegensatz zum Rest der Stadt. Also blieben wir bis Mittag dort, und als Maria sich in Richtung Universität aufmachte, hatte ich alle Bücher schon mindestens drei Mal gesehen und Eva sich endlich für eines entschieden. Bill Brysons Neither here nor there, eine sehr passende Lektüre für Rucksacktouristen in Europa. Und so machten wir uns weiter auf die Suche nach interessanten Sehenswürdigkeiten.
Wie wir eigentlich hätten vorausahnen können, blieb sie erfolglos. Wir besichtigten eine Kirche mit irgendwelchen Reliquien, die mir nicht mehr im Gedächtnis bleiben konnten, nachdem ich schon diverse andere hatte bewundern dürfen. Und für einen Protestanten sind katholische Heilige sowieso ein Buch mit sieben Siegeln. Vor besagter Kirche, die wohl ziemlich berühmt ist, stand eine Bronzestatue von Donatello, ein Fakt, der uns nur deshalb bewusst war, weil Maria uns von ihr erzählt hatte, beschriftet war sie nämlich nicht. Ansonsten war der menschenleere Platz von Geschäften umringt, die irgendein religiöses Zeug verkauften, das sich mir leider ebenfalls nicht erschloss.
Es war also Mittag, und wir hatten immer noch einige Stunden totzuschlagen. Zu diesem Zweck suchten wir uns ein Café, da die Steinplatten und -bänke wirklich nur dann zu empfehlen waren, wenn man eine Erkältung bekommen wollte. Habe ich bereits den akuten Mangel an vernünftigen Cafés in Italien erwähnt? Immer wenn man sie mal braucht, findet man nur Stehcafés oder Imbisse. Es kam mir vor wie Stunden (vermutlich waren es auch welche), bis wir endlich in einer Seitenstraße fündig wurden. Wir setzten uns hin, und um höflich zu sein bestellte ich mit sogar „un caffé“, etwas, das ich lieber nicht hätte tun sollen. „Un caffé“ heißt übersetzt nämlich „Espresso“. Trotzdem nippte ich tapfer an dem Teufelszeug, eine echte Meisterleistung für jemanden, der sonst höchstens einen Latte Macchiato verträgt. Und das tat ich dann auch noch so langsam wie möglich. Eva hatte sich noch ein Thunfisch-Tramezzini (eine Art Sandwich-Verschnitt) gekauft, unsere Extremitäten tauten gerade auf, als die Bedienung uns freundlich darauf hinwies, doch bitte die Plätze freizumachen. Wir saßen auch tatsächlich schon wesentlich länger dort als alle anderen. Mein Fazit: Italienische Cafés sind nicht zu empfehlen.
Womit genau wir den Rest der Zeit in die Flucht schlugen ist mir nicht mehr im Gedächtnis geblieben. Ich erinnere mich bloß noch daran, dass ich an diesem Tag geschrieben und Eva gelesen hatte, und dass wir ziellos durch die Stadt liefen. Letzteres war dabei wohl leichter als ersteres dank der Kälte, und ich war unendlich dankbar, als wir endlich in die Jugendherberge zurück konnten. Maria war inzwischen ausgezogen und Eloisa schaute noch vorbei, um ihre Sachen abzuholen. Sie würde nämlich den nächsten Monat bei einer Familie in Deutschland bleiben und auf die Kinder aufpassen.
Den Abend verbrachten Eva und ich im Gemeinschaftsraum mit Fernsehen. Zuerst eine absolut lächerliche Sendung auf MTV, die ich zumindest noch lächerlicher fand als den italienischen Durchschnitt. Dann kam Fußball, wobei Eva und ich jedes Mal applaudierten, wenn Bayern München ein Tor kassierte. Die anderen Zuschauer verwirrten wir damit wohl ziemlich.