Kapitel 2
Lucius fühlte sich, als wäre er wieder ein Erstklässler, der zum ersten Mal nach Hogwarts kam, als sein Blick durch das Fenster der Kutsche auf die dunklen Türme vor dem fast ebenso dunklen Himmel fiel. Er hatte schon im Zug kaum stillsitzen können vor Aufregung, und obwohl er nach Sirius Ausschau gehalten hatte, hatte er ihn bisher noch nicht gesehen. Jetzt waren es nur noch Minuten, und seine Nervosität steigerte sich ins Unermessliche. Einerseits konnte er es nicht erwarten, ihn wiederzusehen, und andererseits fürchtete er nichts mehr als eben das. Nicht einmal seinen Vater. Was, wenn Sirius es sich anders überlegt hatte? Oder wenn er sich mit seinen Freunden über ihn lustig machte? Bei diesem Gedanken loderte Wut in ihm auf. Wie konnte er nur so dumm sein? Doch bald wich sie wieder der ängstlichen Erwartung, die ihn seit Tagen beherrschte.
Zusammen mit Narzissa trat er durch das Tor zur Großen Halle, aber während die meisten Schühler mit mehr oder weniger begeisterter Miene das Schauspiel der schwebenden Kerzen und Geister vor dem Nachthimmel betrachteten, hatte Lucius nur Augen für einen Jungen, der am Gryffindor-Tisch angeregt mit seinen Freunden plauderte. Sein Herz blieb fast stehen, als Sirius seinen Kopf wandte und ihn angrinste. Er muss den Blick gespürt haben, dachte Lucius verblüfft, und er hoffte, dass er nicht rot wurde. Das wäre mehr als peinlich.
Narzissa zog ihn ungeduldig und unsanft am Arm in Richtung Slytherin-Tisch, sodass er sich am liebsten losgerissen hätte. Nur das Wissen, dass der Abend für ihn dann noch anstrengender werden würde, hielt ihn davon ab. Er hoffte bloß, dass sie ihn den Rest des Abends in Ruhe lassen würde. Aus irgendeinem Grund schien ihn ihre Anwesenheit innerlich zu erdrücken. Ein merkwürdiges Gefühl, das ihn irritierte, denn eigentlich mochte er sie. Auch wenn er sich für einen Moment nichts sehnlicher wünschte, als sie zu verhexen. Er wusste zwar, dass er sie nie lieben würde, aber er schätzte ihre ruhige, kontrollierte Art. Trotzdem befreite Lucius seinen Arm unsanft aus ihrem Griff, sobald sie sich gesetzt hatten. Ein Blick zur Seite verriet ihm, dass sein Verhalten sie verwirrte, aber das war ihm in dem Moment ziemlich egal.
Narzissa war schon den ganzen Abend etwas angespannt gewesen, und als eine Reihe nervöser Erstklässler in die Große Halle stolperte und die Hallendecke bestaunte, wurde ihm auch klar wieso. Ihr kleiner Cousin Regulus stand unsicher zwischen den Jungen und Mädchen, die ihn größtenteils um einige Zentimeter überragten. Er war ein ziemlich kleiner und schmächtiger Junge, der im Gegenteil zu den anderen nicht auf die Decke sondern auf den Gryffindor-Tisch schielte. Sein Bruder Sirius starrte ihn nur ausdruckslos an und jeder, der den beiden auch nur etwas Aufmerksamkeit schenkte (Was ungefähr die Hälfte der Gryffindors und Slytherins taten) sah deutlich, dass die beiden sich alles andere als mochten.
Als Regulus sich schließlich doch von den Gryffindors abwandte und Narzissa am Slytherin-Tisch sah, lächelte sie leicht und der Junge beruhigte sich. Lucius fühlte sich seltsam berührt von dieser Seite Narzissas, die selten freundlich zu anderen war. Sein Vater hätte ein solches Verhalten in der Öffentlichkeit mit Sicherheit missbilligt und von Lucius erwartet, dass er das ebenfalls tat, aber in letzter Zeit hatte Lucius begonnen, mehr und mehr an den Ansichten seines Vaters zu zweifeln. Was sollte denn so falsch daran sein, hin und wieder nett zu jemandem zu sein? Man musste sich ja nicht gleich wie ein Hufflepuff aufführen und alle Menschen umarmen.
Der Sprechende Hut hatte inzwischen sein neuestes albernes Lied beendet und Professor Slughorn hatte sich mit seiner Namensliste neben den Stuhl gestellt. Er atmete einmal tief ein und aus (wobei sein Walrossbart leicht flatterte) und begann damit, einen nach dem anderen aufzurufen. Regulus Black war als vierter an der Reihe, und er zuckte merklich zusammen bevor er eilig zu dem Stuhl vor dem Lehrertisch stolperte. Narzissa versteinerte regelrecht und Lucius fiel auf, wie sie ihre Lippen vor Anspannung zusammenpresste, die Augen immer noch starr auf ihren Cousin gerichtet.
Doch ihre Sorge sollte sich als unbegründet entlarven. Kaum hatte der Hut den Kopf des Jungen berührt, da rief er schon „SLYTHERIN“ und Regulus lief strahlend und unter tosendem Applaus (er war der erste neue Slytherin) zu seinem neuen Haustisch. Narzissa atmete erleichtert aus und lächelte leicht, bevor sie sich wieder zusammenriss und zu der kühlen Schönheit wurde, an die Lucius gewöhnt war.
Neugierig blickte Lucius wieder zu Sirius, der seinen Bruder noch kurz mit demselben ausdrucklosen Blick bedachte, bevor er dem neuen Gryffindormädchen lauter applaudierte, als irgendjemand sonst an seinem Tisch. Dabei stieß er fast gegen seinen Nebenmann, einen Fünftklässler, der sich in letzter Sekunde duckte und ihn entnervt anstarrte.
Wie wollten sie sich eigentlich treffen? Lucius würde niemals in aller Öffentlichkeit mit seinem Schwarm reden können, und die einzige anderer Art der Kommunikation, die einigermaßen diskret wäre, wären die Schuleulen. Sie würden sehr vorsichtig sein müssen. Nicht auszudenken, wenn man ihn mit einem Gryffindor in Verbindung brächte. Er hoffte nur, Sirius würde keine Probleme machen. Aber schlussendlich würde er es schon verstehen. Jeder Junge, der in einer reinblütigen Familie aufwuchs, hatte von Kindesbeinen an eingetrichtert bekommen, dass eine Beziehung zu einem Mann die größte Schande war, die man seiner Familie bereiten konnte. Zumindest, wenn sie öffentlich wurde.
Lucius rief sich wieder die Geschichte von seinem Großonkel Mordekai ins Gedächtnis, der im zarten Alter von fünfzehn Jahren mit seinem Hauslehrer erwischt worden war. Wäre Lucius’ Urgroßvater dabei nicht in Begleitung einiger Freunde gewesen, hätte es für Mordekai wohl vergleichsweise glimpflich geendet und für den Lehrer mit dem Tod. So aber wurde das Ganze zum größten Skandal des Jahrzehnts, Mordekai wurde in die Muggelwelt verbannt und sein Bruder, Lucius’ Großvater, zum Erben der Familie ernannt.
Das Portrait von Lucius’ Urgroßvater wetterte heute noch gegen seinen Sohn, wenn man sich dem Flügel von Malfoy-Manor näherte, in den es gehängt worden war. Ursprünglich hatte es nahe der Eingangshalle gehangen, doch da der Mann sich einfach nicht beherrschen konnte und jedem jungen Malfoy misstrauisch hinterherspionierte, hatte Lucius’ Vater ihn in die dunkelste Ecke des Hauses verbannt. Lucius hatte einmal das Pech gehabt, ihm an einem seiner schlechteren Tage über den Weg zu laufen und so hatte er sich zwanzig Minuten lang die (offenbar berechtigten) Verdächtigungen seines Urgroßvaters anhösen müssen.
Lucius verstand den Mann nicht so wirklich. Es interessierte doch niemanden was er tat, solange niemand dahinter kommen würde. Und er war schließlich ein Slytherin, bisher hatte er es noch immer geschafft, eine reine Weste zu behalten. Er war sogar Vertrauensschüler geworden, und das, obwohl er einmal den Imperius-Fluch an der Katze des Hausmeisters ausprobiert hatte. An irgendetwas musste man schließlich üben und es war ja nicht so, als ob ihr das Bad im See wirklich geschadet hätte. Also würde ihn auch niemand mit einem anderen Jungen erwischen.
Am nächsten Morgen stand Lucius so früh auf, dass er den Gemeinschaftsraum verlassen vorfand. Eilig kritzelte er eine Nachricht auf ein Stück Pergament und machte sich auf den Weg zur Eulerei. Auch die Gänge lagen noch wie ausgestorben da und die morgendliche Kälte drang durch seine Roben. In der Eulerei selbst war es wie immer erstaunlich ruhig, trotz der vielen Vögel, die auf ihren Stangen vor sich hindösten oder ihr Gefieder putzten. Der Boden war voller Kot und Gewölle, sodass Lucius angewidert das Gesicht verzog. Er war seit Jahren nicht mehr hier gewesen und hatte vergessen, wie ausgesprochen dreckig es war. Willkürlich weckte er eine der Eulen, die protestierend schuhuhte, die Prozedur aber über sich ergehen ließ. Sobald das Pergament hastig und nicht gerade rücksichtsvoll am Bein der Eule festgebunden war, plusterte sie sich eingeschnappt auf und flog durch das Fenster in die Morgendämmerung. Lucius beeilte sich, zurück in den Gemeinschaftsraum zu gelangen, bevor man seine Abwesenheit bemerkte. Nur leider war Goyle offenbar ein Frühaufsteher. Der Junge lief ihm auch immer in den unpassendsten Augenblicken über den Weg.
„Guten Morgen Lucius. Wo warst du denn so früh?“
Merlin, manchmal würde Lucius Goyle wirklich gerne ein Fluch auf den Hals hexen. „Ich hatte Lust auf einen Morgenspaziergang. Was bleibt einem auch sonst, wenn man zu Notts wohltönendem Geschnarche aufwacht?“, sagte er gelangweilt. Nott schnarchte nicht, aber woher sollte Goyle das auch wissen?
„Oh, sag mal, hast du mein Zaubertrankbuch gesehen? Ich hab gestern Abend noch ein bisschen drin gelesen und weiß nicht mehr, wo ich es gelassen hab.“
Lucius musterte den Jungen interessiert. Goyle war alles andere als eine Intelligenzbestie, es war also ziemlich ungewöhnlich, dass er freiwillig ein Buch in den Hand nahm, bevor der Unterricht überhaupt angefangen hatte. Nun ja, vielleicht hatte sein Vater das auch gemerkt und ihn dazu angehalten, sich einmal etwas mehr anzustrengen. Oder er hatte sich eins von diesen Büchern gekauft, die voll mit den Bildern nackter Frauen waren, und zur Sicherheit den Einband gewechselt. Das war wohl wahrscheinlicher.
„Ist es das, das auf dem Sessel da am Kamin liegt?“, fragte Lucius.
Goyle drehte sich um und seine Augen leuchteten auf, als er es sah. „Ja, danke Lucius.“
Goyle griff es sich so schnell er konnte und rannte zurück zu seinem Schlafsaal.
Lucius grinste. Definitiv kein Zaubertrankbuch.
*
Lucius war wütend. Wirklich wütend. Es waren zwei Wochen vergangen, seit er seinen Brief abgeschickt hatte. Zwei viel zu lange Wochen. Und immer noch hatte er nichts von Sirius gehört. Im Gegenteil, der Junge hatte sogar die Frechheit besessen ihn zu ignorieren. Nach den Blicken am ersten Abend hatte er so getan, als würde Lucius nicht einmal existieren. Seitdem war Lucius’ Laune so schlecht, dass er jedem Gryffindor, der ihm über den Weg lief, Punkte abzog. Sogar die jüngeren Slytherins fürchteten ihn inzwischen, und seine Freunde und Narzissa mieden ihn wo es nur ging, nachdem er sie vier Tage in Folge wegen Kleinigkeiten zusammengestaucht hatte.
Um nicht noch mehr Unheil anzurichten, hatte Lucius sich in einem alten Zauberkunstklassenzimmer verschanzt, das schon seit Jahren keinen Hauselfen mehr gesehen hatte. Nachdem er ein paar Stühle zertrümmert hatte, fühlte er sich schon um Welten besser.
„Incendio.“
Noch Besser.
„So kann man natürlich auch renovieren.“
Lucius fuhr herum. Sirius stand lässig in der Tür, gerade so, als wäre nichts gewesen. Dabei hatte er ihn gerade zwei Wochen eiskalt ignoriert. Und Lucius fiel zu seinem eigenen Missfallen nichts Besseres ein, als ihn mit offenem Mund anzustarren.
Leise kichernd schloss Sirius die Tür hinter sich. „Schön hast du’s hier. Ein bisschen verstaubt vielleicht, aber das kann man ja ändern, meinst du nicht auch?“ Zur Betonung strich er mit dem Finger über den Lehrertisch und hinterließ eine glänzende braune Spur im Staub.
„Was willst du hier?“, brachte Lucius gerade noch keuchend heraus, während er sich mit aller Mühe zurückhalten musste, um nicht über Sirius herzufallen. Ob aus Wut oder etwas anderem war ihm selber nicht ganz klar und er fühlte sich unbehaglich.
„Du wolltest mich doch treffen, oder nicht?“, antwortete Sirius keck.
„Und warum hast du mir dann nicht einfach eine Eule geschickt?“
„Ich habe keine. Und ich dachte, ich sollte vielleicht etwas unauffälliger sein. James hat sich ganz schön gewundert, als ich eine Eule bekommen habe. Normalerweise kriege ich allerhöchstens einen Heuler, nachdem ich Mist gebaut habe.“
„Und du bist mir gefolgt, um mich allein zu erwischen?“
„So in etwa.“ Er zuckte mit den Schultern. „Heute konnte ich mich loseisen weil James bei Slughorn nachsitzen muss und Remus irgendeine Vertrauensschülerbesprechung oder so was hat.“ Sirius rollte mit den Augen. „Peter stellt zum Glück nicht so viele Fragen. Sonst wäre ich wahrscheinlich noch später gekommen.“
Erstaunlicherweise besaß Lucius gerade noch die Geistesgegenwart, die immer noch flackernden Stuhlreste zu löschen, bevor er zu Sirius hinüberhastete und ihn stürmisch küsste. Oh, wie er diese Lippen doch vermisst hatte! Jedes Mal, wenn er sie berührte, fühlte sich sein Kopf wie leergefegt an und seine Brust wollte vor Glück überschäumen. Gefühle, die er nicht einmal benennen konnte, rasten durch seine Venen, als Sirius seinem Ansturm endlich nachgab und den Mund öffnete. Sein Engel schmeckte nach Schokolade, und obwohl Lucius eigentlich keine Schokolade mochte, kam es ihm in diesem Moment wie das wunderbarste Aroma der Welt vor. Er konnte einfach nicht genug davon bekommen und versuchte, sich noch enger an den schlanken Körper zu schmiegen, doch in diesem Moment schob Sirius ihn sanft von sich. „Einen Moment“, keuchte er, und zog den Zauberstab.
„Was hast du vor?“, fragte Lucius, erstaunt darüber, dass er selbst vollkommen außer Atem war.
„Du hast doch schon mit dem Renovieren angefangen. Ich dachte, wir könnten es uns etwas gemütlicher machen.“
„Scourgify.“ Mit einem Wisch seines Zauberstabes ließ Sirius den Staub von den Möbeln verschwinden. Irgendwie überraschte es Lucius, dass man Zaubersprüche sogar für so etwas benutzen konnte, und er fragte sich, wo Sirius das wohl gelernt hatte, und warum. Lucius hatte noch nie in seinem Leben Magie fürs Putzen verwendet, vor allem, weil Hauselfen das doch so viel besser konnten. Sirius murmelte noch etwas von „Fehlt nur noch …“, bevor er Stühle und Tische in die Mitte des Raumes fliegen ließ und sie fast mühelos in ein großes, breites Sofa mit braunem Bezug verwandelte. Doch offenbar war er noch nicht so ganz zufrieden, denn er musterte seine Schöpfung mit Argwohn. Schließlich zuckte er mit den Schultern und warf sich spielerisch auf die Polster.
„Ich wollte es eigentlich rot machen“, grinste er, „aber ich schätze die Farbe der Stühle war einfach ein bisschen zu hartnäckig.“ Ein verschmitztes Grinsen von Sirius brachte Lucius auf eine Idee, die für ihn sonst mehr als untypisch war, doch er konnte sich einfach nicht zurückhalten. Sirius sah einfach viel zu verlockend aus. Also stürzte Lucius sich auf ihn und warf ihn rücklings aufs Sofa. Dann schossen Lucius’ Finger in einer blitzschnellen Bewegung unter Sirius’ Hemd und kitzelten seinen Bauch durch. Sirius hysterisches Lachen füllte den Raum, und Lucius konnte nicht anders, als selber in das Lachen einzustimmen, auch wenn es nicht unbedingt dem Ideal eines würdevollen Malfoy entsprach. Er hatte sich selten so befreit gefühlt wie in diesem Moment, bis er endlich erschöpft auf Sirius zusammenbrach.
„Geh runter! Du bist zu schwer“, lachte Sirius.
„Hier ist es aber gemütlich.“
Schweigen.
„Ich hab dich noch nie lachen gehört oder gesehen.“
Lucius hob den Kopf und blickte in die wunderschönen ernsten Augen, die ihn bis in den Schlaf verfolgten.
„Ich habe dich sehr oft lachen gesehen.“
„Das wird daran liegen, dass ich sehr viel lache.“
„Vermutlich.“
„Oder daran, dass du mich in den letzten paar Monaten kaum aus den Augen gelassen hast.“ Anstatt zu antworten brachte Lucius ihn einfach mit einem Kuss zum Schweigen. Dieser Kuss unterschied sich von all den vorangegangenen vor allem dadurch, dass er nicht von Eile geprägt war. Im Gegenteil, die Zeit schien sich in die Länge zu ziehen und Lucius bemühte sich, jede Kleinigkeit in sein Gedächtnis einzubrennen. Wie Sirius’ Mund sich anfühlte, und wie er sich anhörte, wenn er diese entspannten Seufzer von sich gab, die Lucius vorher noch nie gehört hatte. Wie Arme sich um seinen Hals schlangen, um ihn noch näher an den warmen Körper zu pressen. Sirius’ Schnurren, als Lucius sich schließlich an ihn kuschelte und seinen Nacken kraulte. Das Verlangen, das er bei diesen doch so simplen Geräuschen spürte, verängstigte ihn, so wie es ihn gleichzeitig faszinierte. Die Vorstellung von dem, was er sich ersehnte, zeigte sich ihm nur als schemenhafte Vision, während ein anderer Teil seiner selbst sich fast schon fürchtete, Sirius zu berühren, diesen unschuldigen Engel, der nichts von dem ahnte, was in ihm vorging. Die Sehnsucht zerfraß ihn langsam, auch wenn er sie nicht wirklich begreifen konnte. Er wusste nur eins, es würde ihn zerstören, zu lange ohne Sirius zu sein.
„Wann können wir uns wieder treffen?“, fragte er matt.
Sirius überlegte und kaute dabei auf seiner Unterlippe, eine Angewohntheit, in die Lucius sich sofort verliebt hatte. Sein Kätzchen war einfach zu niedlich. „Samstagnachmittag? James hat Quidditch und Remus wollte Peter Nachhilfe geben. Die beiden wollen mich eh nie dabei haben, weil sie meinen, ich würde sie zu sehr ablenken.“
Lucius gab vor, sich die Sache zu überlegen, bevor er zusagte. Selbst wenn er bereits etwas vorgehabt hätte, er hätte es abgesagt.
„Wieder hier?“
Sirius nickte. „Wo es hier doch schon so gemütlich ist.“
Mit einem langen Kuss verabschiedeten sie sich.
*
Von da an trafen sie sich etwa einmal die Woche, meistens am Samstag, in dem alten Zauberkunstklassenzimmer. Sirius machte es dabei unglaublichen Spaß das Zimmer mehr und mehr umzudekorieren. Lucius hatte dabei seinen Spaß daran, ihn zu beobachten, wie er mit leuchtenden Augen Dinge durch den Raum fliegen ließ und ihre Form so lange änderte, bis sie ihm gefiel. Dabei legte er eine furchterregende Vorliebe für flauschige Dinge an den Tag. Auf Lucius’ Frage hin sagte er nur, dass es doch so viel bequemer wäre. Insgeheim stimmte Lucius ihm zu, aber er würde es niemals wagen, das auch laut auszusprechen.
Die meiste Zeit verbrachten sie küssend oder fummelnd auf dem Sofa, doch aufgrund einer unausgesprochenen Vereinbarung blieb das alles vergleichsweise unschuldig, sehr zu Lucius’ Missfallen. Sein Verlangen nach Sirius’ Körper stieg jedes Mal, wenn der sich mit nacktem Oberkörper auf dem Sofa räkelte. Jetzt, wo die Blutergüsse verblasst waren, erinnerte er ihn noch mehr an eine Katze. Oder an einen Hund, wenn man beobachtete, wie seine treue Ader zum Vorschein kam, besonders, wenn er von seinen Freunden sprach. Manchmal meinte Lucius fast, ihn mit dem Schwanz wedeln zu sehen, wenn er das Zimmer betrat (Lucius war meist so ungeduldig, dass er viel zu früh kam).
Doch all das fand Lucius nur nach und nach heraus. Sie redeten zwar viel, aber hauptsächlich über Belanglosigkeiten. Trotzdem, für Lucius war Sirius immer noch der wichtigste Gesprächspartner, und die Plaudereien mit Nott oder Narzissa zogen an ihm vorbei. Dabei war es zum größten Teil Sirius der redete. Er beschwerte sich über die Lehrer, oder erzählte von den neuesten Streichen, die er und seine Freunde ausgeheckt hatten. Und Lucius machte seine spitzen Bemerkungen dazu.
Es kam ihm nur wie zwei oder drei Wochen vor, doch es war schon Dezember, als er durch den tiefen Schnee nach Hogsmeade stapfte. Mürrisch biss er die Zähne zusammen. Er hatte es zwar geschafft, Narzissa abzuschütteln, doch leider nur mit der Begründung, dass er ihr noch etwas zu Weihnachten kaufen müsse. Das stimmte leider auch, aber Lucius hasste Weihnachtseinkäufe. Vor allem deshalb, weil er sich einfach nicht vor ihnen drücken konnte. Also trottete er seufzend in das Schmuckgeschäft von Hogsmeade, um eine sündhaft teure Kette oder Ohrringe zu kaufen. Wie jedes Jahr.
Gelangweilt musterte er die Auslagen. Eigentlich hatte er sich nie besonders viel aus Schmuck gemacht, also schätzte er, es wäre am besten, sich etwas Teueres auszusuchen. Aus dem Bauch heraus entschied er sich für eine nette goldene Kette mit einem Diamantanhänger. Er wollte gerade bezahlen, als sein Blick auf einen kleinen Anhänger fiel. Längst nicht so teuer wie das Geschenk für Narzissa, aber Lucius konnte nicht anders, als sie für seinen Engel zu kaufen. Sirius. Er musste lächeln, denn der Anhänger stellte einen silbernen Stern dar, und in der Mitte saß ein winziger Diamant.
„Na, hast du ein Weihnachtsgeschenk für Narzissa gekauft?“, fragte Nott, als Lucius gerade zufrieden aus dem Schmuckgeschäft stapfte und sich seinen Schal um den Hals wickelte.
Lucius nickte.
„Du Glücklicher, ich muss mich auch immer noch um ein Geschenk für Charlotte kümmern. Irgendwelche Ideen?“
„Ist doch egal, solange es teuer ist und glitzert.“
„So einfach ist das nun auch wieder nicht. Das braucht schon seine Zeit. Ich wünschte nur mein Vater hätte nicht mit mir reden wollen, dann hätte ich mich auch noch hier umschauen können.“
„Warum fragst du nicht wieder deine Mutter, die hat doch Charlottes Geschenk letztes Jahr ausgesucht?“
„Ja, aber meine Eltern sind im Moment ziemlich beschäftigt. Meine große Schwester soll bald heiraten und sie hat diesen Mann als Verlobten … na ja, meine Eltern sind alles andere als begeistert.“
„Wieso denn das? Er ist doch nicht etwa ein Schlammblut, oder?“
„Nein, das ist es nicht. Er ist ein Reinblüter, sonst hätten sie der Verlobung doch niemals zugestimmt. Sein kleiner Bruder ist das Problem. Er ist wohl … na ja, du weißt schon, anders herum“, Nott wurde rot um die Nase und Lucius war sich ziemlich sicher, dass es nicht an der beißenden Käute lag, „Das wäre ja auch nicht das Problem, wenn er sich nicht mit seinem Freund zusammengetan hätte und in die Muggelwelt abgehauen wäre. Und Dorian, das ist der Verlobte meiner Schwester, hat immer noch Kontakt zu ihm. Er besteht darauf, dass er wenigstens zur Hochzeit kommen darf.“
Lucius schwieg. Das war wirklich dumm von ihm. Von allen dreien, um genau zu sein. Wäre Lucius in der Position von Notts Eltern, er hätte der Verlobung wahrscheinlich schon längst gelöst. Oder wenigstens solange die Hochzeitsvorbereitungen ausgesetzt, bis der Bräutigam wieder zur Vernunft gekommen wäre. Unweigerlich musste er wieder an Sirius denken, und an das Geschenk für ihn, das in seiner Tasche plötzlich doppelt so schwer zu sein schien. Er würde sich wirklich vorsehen müssen, dass er nicht auch so anhänglich wurde und auf eine derart dumme Idee kam.
„Fährst du über Weihnachten nach Hause?“, fragte Sirius gähnend, während er das Kinn auf Lucius’ nacktem Brustkorb abstützte.
„Nein. Und du?“
Sirius lachte bitter. „Nach Hause? Nein danke. Die will ich so wenig wie möglich sehen. Am liebsten würde ich ja mit zu James. Seine Eltern sind richtig nett. Aber dazu müssten mir meine Eltern eine Erlaubnis geben. Also wieder ein einsames Weihnachten im Gryffindorturm.“
„Fahren die anderen denn alle nach Hause?“
„James und Peter auf jeden Fall. Und Remus muss dieses Mal auch. Seine Mutter ist mal wieder krank.“
„Sie ist öfter krank, oder?“
Sirius warf ihm einen merkwürdigen Blick zu, dann nickte er. „Hmm, kaum zu glauben. Du scheinst mir ja wirklich zuzuhören. Und ich dachte du tust nur so und wartest darauf, mich ruhig zu stellen.“
„Oh, das natürlich auch“, murmelte Lucius, während er seine Hand durch Sirius’ Haare und an seinem Nacken entlangfahren ließ. Er verdrehte genussvoll die Augen, als Sirius sich ihr entgegenschmiegte und dabei sanft stöhnte. Ohne großen Widerstand ließ er sich von Lucius hinunterziehen und die Hitze, die sich zwischen ihren beiden Körpern entwickelte, schoss durch ihn hindurch und brannte bis in Lucius’ Fingerspitzen.
Wie von selbst fuhren sie über die samtene Haut, die ihnen unendlich begehrenswert erschien, und Lucius stellte verwundert fest, dass sein Körper wie aus eigenem Antrieb handelte, bevor er seinem Verlangen nachgab und das Gefühl von Sirius’ Körper, den angespannten Sehnen und Muskeln genoss. Sirius’ Miene, mit seinen geschlossenen Augen und dem konzentrierten Gesichtsausdruck, spornte Lucius nur dazu an, den entblößten Rücken weiter zu erfühlen. Von seinen schweißnassen Händen aus schoss die Lust durch seinen Körper und stöhnend bäumte er sich seinem Liebhaber entgegen, während seine Häde ihn nur noch näher an seinen Körper pressten. Sirius presste sein Gesicht schließlich stöhnend an Lucius’ Schulter, und wieder drückte er ihn mit all seiner Kraft näher an sich heran, so intensiv sehnte er sich danach, jeden Zentimeter von Sirius’Haut zu berühren, ihn so nahe an sich zu haben wie nur irgend möglich.
Sirius schien ähnlich zu fühlen, denn auch er klammerte sich wie verzweifelt an Lucius, während seine Hüften sich rhythmisch gegen Lucius’ bewegten. Lucius konnte nicht mehr denken, nur noch fühlen, wie seine Begierde sich in einem feurigen Crescendo bis zur Erfülung steigerte und er sich selbst in einem Chaos von Gefühlen und Sinneseindrücken und Sirius verlor. Minuten später klammerten sie sich immer noch aneinander, auch wenn das Bedürfnis nach der Nähe des Anderen nicht mehr ganz so stark war. Lucius lauschte einfach Sirius’ Keuchen, genoss es in vollen Zügen, und er bemerkte erst spät, dass auch er außer Atem und durchgeschwitzt war. Seine Haare mussten furchtbar zerzaust sein, dachte er matt, und doch interessierte es ihn nicht wirklich. Ihm war nur wohlig warm und sein Körper hatte sich so sehr entspannt, wie es ihm schon seit Jahren nicht mehr möglich gewesen war.
Als Sirius endlich den Kopf hob und ihn ansah, zierte ein verlegenes Lächeln seine Lippen, und Lucius wurde warm ums Herz, ohne, dass er es sich wirklich erklären konnte. Er wusste nur, dass er das, was gerade zwischen ihnen vorgefallen war, so unglaublich genossen hatte, dass er es kaum erwarten konnte, es zu wiederholen. Beim nächsten Mal nur ohne seine Hosen, die unangenehm klebrig feucht waren, und in denen er sich erst aus dem Zimmer herauswagte, nachdem Sirius sie sauber gezaubert hatte.
*
Zu seinem Glück stellte Lucius fest, dass auch er über Weihnachten alleine in seinem Schlafsaal war. Endlich. Er hasste es zutiefst, sich ein Zimmer mit den anderen zu teilen. Keine Privatsphäre. Aber nun hatte er das Zimmer für sich und es fiel niemandem auf, dass er am vorherigen Abend noch in die Eulerei hinaufgestiegen war, mit zwei Paketen und nicht einem. Das für Narzissa hatte er natürlich seine eigene Eule ausliefern lassen, für den Fall, dass sie irgendwem auffallen würde. Das Paket für Sirius hatte er einer der Schuleulen anvertraut, die ihn aus irgendeinem Grund nicht zu mögen schien und zwei Mal nach seiner Hand pickte.
Als er am Weihnachtsmorgen die Große Halle betrat, stellte er fest, dass noch zwei Slytherins (ein Siebtklässler namens Doyle und ein Drittklässler), zwei Gryffindors und vier Ravenclaws geblieben waren. Neun Schüler also im Ganzen. Und darum schien Dumbledore die Haustische beiseite geschoben und den Lehrertisch zum Gemeinschaftstisch umfunktioniert zu haben. Hurra. Der einzige freie Platz war der dem Schulleiter gegenüber und neben dem Erstklässler aus Gryffindor, der außer Sirius geblieben war. Der Junge zitterte bei seinem Anblick verängstigt, und das machte es schon fast erträglich, dem alten Irren gegenüberzusitzen.
Das Fest an Weihnachten wurde wie erwartet peinlich/amüsant. Lucius war schon lange aus den albernen Kindereien herausgewachsen. Trotzdem wurde er genötigt, an einem der Knallbonbons zu ziehen, nur um danach mit einem rosa Damenhut konfrontiert zu werden. Aufsetzen wollte er sich die Monstrosität allerdings trotz Dumbledores Überredungsversuchen nicht. Stattdessen drückte er ihn dem verängstigten Gryffindor auf den Kopf. Immerhin war er so noch zu etwas zu gebrauchen.
Der Junge flüchtete dann auch als erster vom Tisch. Die Kleinen zu verschrecken machte Lucius doch immer wieder Spaß, und da hieß es noch, Gryffindors wären so mutig. Bisher war ihm noch kein Beispiel dafür eingefallen, außer Sirius natürlich. Lucius selbst stand erst auf, als Sirius schon gegangen war, doch anstatt den Weg hinunter in die Kerker zu nehmen, stieg er die Treppen zum Gryffindorturm hinauf.
Er wurde nicht enttäuscht. Sirius hatte in einem Korridor auf ihn gewartet.
„Danke für das Geschenk, auch wenn ich beim besten Willen nicht weiß, was ich mit einem Anhänger soll.“
„Ich weiß es klingt albern, aber er hat mich einfach so an dich erinnert. Ein leuchtender Stern. Genau das richtige für jemanden mit deinem Namen, findest du nicht?“
„Ich hatte nicht mit so was gerechnet. Deshalb habe ich dir nichts besorgt. ’Tschuldigung.“
„Hmm … ich hätte da schon eine Idee …“
„Wollen wir in meinen Schlafsaal gehen?“ Sirius blickte ihn aus großen, leicht unsicheren Augen an, und wieder fühlte sich Lucius bizarr an einen Hund erinnert, der sein Herrchen anblickte und auf ein Kommando wartete. Ohne groß zu zögern schnappte er seine Hand. „Nein. Ich habe eine bessere Idee.“
„Und die wäre?“, fragte Sirius, während Lucius ihn zielstrebig durch die Korridore zerrte.
„Das Vertrauensschülerbad.“
„Stimmt, die Idee ist besser.“
Lucius hielt inne. „Woher willst du das denn wissen?“
Sirius grinste nur. „Ich habe meine Quellen.“
Lucius war sich nicht wirklich sicher, ob er wissen wollte, wer genau sich hinter den „Quellen“ verbarg. Das Grinsen allein sprach Bände, und es brachte Lucius dazu sich zu fragen, was Sirius wohl noch alles wusste. Viel zu viel wahrscheinlich.
Im Bad angekommen drehte Sirius zielsicher ein paar Hähne auf und wandte sich kurz um, um Lucius ein kokettes Lächeln zuzuwerfen, bevor er sich langsam auszog. Unter der Robe trug er einfach nur ein Hemd und eine Hose (beides in schwarz), doch trotzdem wirkte er alles andere als gewöhnlich. Die Schlichtheit hob die sonst versteckte Eleganz in seinen Bewegungen nur noch mehr hervor. Nur langsam schälte Sirius seinen schlaksigen Körper aus seiner Kleidung, bis er nur noch in einer blau-weiß-gestreiften Unterhose dastand. Doch auch die landete nach einem für ihn untypischen unsicheren Blick auf dem hellen Fliesenfußboden.
Lucius fand es niedlich und erregend zugleich wie Sirius so plötzlich zögerte und wie das Blut in seinen Kopf schoss. Schüchtern drehte er sich schließlich um und kletterte fast ein wenig unbeholfen in die Wanne. Lucius seufzte enttäuscht, als sich auch der letzte Teil der langen Beine seinen Blicken entzog. Eilig entledigte er sich nun selbst seiner Kleidung und fast stolperte er dabei ganz unelegant über seine Hose. Wenigstens entspannte das Sirius sichtlich, der nun wieder grinste, auch wenn dieses Grinsen auf Lucius eher den gegenteiligen Effekt hatte.
Um seinen Patzer zu überspielen stieg er so schnell wie möglich in das warme Wasser und lenke Sirius äußerst effektiv mit seinen Lippen ab. Die heißen Küsse wurden schnell drängender und Lucius drückte Sirius’ Körper mit seinem gegen den Beckenrand. Und damit natürlich auch näher an sich. Als er spontan in Sirius’ Schulter biss und Fingernägel sich fast schmerzhaft in seinem Rücken verkrallten, verlor Lucius endgültig den letzten Rest an Selbstkontrolle und ließ seiner Leidenschaft freien Lauf. Kurzentschlossen packte er Sirius’ Hüfte und drückte ihn an sich, spürte, wie Sirius langsam seine Beine spreizte und sie hinter seinem Rücken verschränkte. Nur verschwommen nahm er den Ausdruck in seinen Augen war, der ihn aufforderte und ermutigte, während er ihn zur selben Zeit bat, vorsichtig zu sein. Und schließlich wandelte sich die Ahnung von dem, was zwischen ihnen möglich war, in Gewissheit. Die Wärme und Erregung, die ihn einhüllten, und Sirius’ Stöhnen würde er nie wieder vergessen, genauso wie das unglaubliche Glücksgefühl, das ihn erfüllte, während er eins mit seinem Engel wurde, und das erst in den frühen Morgenstunden langsam abklang.
*
Und so wurden die Weihnachtsferien in Lucius sechstem Schuljahr zur schönsten Zeit in seinem Leben. Er verbrachte jede freie Minute mit Sirius, meistens in ihrem Unterschlupf in dem verlassenen Klassenzimmer, und dabei überraschte es ihn schon irgendwie, wie gut sie miteinander auskamen. Sirius lenkte ihn zwar von den Hausaufgaben ab, zumindest solange er nicht selber welche machte, doch sie schafften es sogar, sich einfach nur aneinanderzukuscheln und in angenehmes Schweigen zu verfallen. In diesen Moment fuhr Lucius oft gedankenverloren durch Sirius’ Haare oder kraulte ihn.
Absurderweise bedeuteten diese Momente ihm sogar mehr als der Sex, und das überraschte ihn sogar noch mehr. Er hätte nie gedacht, dass es für ihn jemals etwas Besseres geben könnte, aber andererseits waren alle Momente mit Sirius mehr als perfekt für ihn, da waren ihre Unterschiede kaum zu bemerken.
Als die anderen schließlich aus den Ferien zurückkamen, mussten er und Sirius ihre heimlichen Treffen wieder auf ein oder zwei Mal in der Woche beschränken, und es tat Lucius regelrecht körperlich weh, so lange von seinem Liebling getrennt zu sein. Doch gerade die Trennung ließ ihre wenigen Treffen umso leidenschaftlicher werden. Es war, als würden sie in diesen Stunden mit aller Macht versuchen, miteinander zu verschmelzen, nur um am Ende enttäuscht festzustellen, dass ihre Mühe vergebens war. Es zerriss ihm jedes Mal das Herz wenn sie sich trennten, und er fragte sich, wie er die Sommerferien überleben sollte.
Den letzten Monat konnte Lucius kaum an etwas anderes denken als die Sommerferien und die Einsamkeit, die sie mit sich bringen würden. Mit seinen melancholischen Gedanken steckte er auch Sirius an, der den zwei Monaten fern von Hogwarts genauso sehr entgegenzufiebern schien wie er selbst. Doch Sirius erwartete einfach nur dasselbe wie jedes Jahr, so furchtbar es auch sein mochte. Lucius wusste, dass das auf ihn nicht zutraf. Er war inzwischen siebzehn. Ein Erwachsener. Und das bedeutete, dass er sich langsam seinen Pflichten als erwachsener Malfoy stellen musste. Ihm blieb nur noch ein Schuljahr, und das würde er damit verbringen, sich auf seine Zukunft vorzubereiten.
Als Lucius am Bahnhof in London einen letzten Blick auf Sirius’ Haarschopf warf, bevor er seinem Vater auf den Muggelbahnsteig folgte, schmerzte sein Herz, als habe er ihn für immer verloren, obwohl er wusste, dass das nur eine alberne Gefühlsduselei war.