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Rodo, 2023

Disclaimer: Nix meins, und Geld mache ich hiermit auch nicht

Kategorie: AU, EWE

Beta: emar, LuNa2005 (Prolog) und Schwertlilie81

A/N: Die Outline für diese Geschichte habe ich aufgestellt, bevor der siebte Band erschienen ist. Und obwohl ich sie größtenteils angepasst habe, ist diese Geschichte weiterhin ein AU. Unter anderem, weil es eine „Epilog, welcher Epilog?“-Geschichte ist (auch wenn ich einige Details miteinbeziehen werde). Außerdem sind Remus und Tonks beide noch am Leben, weil ich es a) unnötig fand, sie zu töten (und JKR sich auch erst umentschieden hatte, nachdem sie es wieder nicht fertig gebracht hatte, Mr. Weasley zu töten) und b) Remus für meine Geschichte, in der es ja um Werwölfe geht, doch nötig war.

Die Kapiteltitel habe ich größtenteils von Ishikawa Takuboku (und natürlich seinem Übersetzer Wolfgang Schamoni) geborgt. Für die Grafik im zweiten Kapitel habe ich dieses Tutorial benutzt.


Kapitel 02: Wie eine Drachenschnur riss das Herz meiner Jugend


Harry seufzte, ließ den Kopf zurückfallen und schloss die Augen, um nicht auf die hässliche, weiße Decke zu blickten, die viel greller wirkte, als er es von seinen vorherigen Besuchen in Erinnerung hatte. Das Zeitungspapier knisterte unter seinen Fingerspitzen. Was hatte er eigentlich gedacht? Dass er ausnahmsweise nicht im Tagespropheten landen würde? Wenigstens hatten sie keine Exklusivfotos oder Interviews mit seinen Freunden und Kollegen gebracht. Bisher.

„Wir dachten, du solltest es wissen“, sagte Ron, und kniff dabei die Lippen zusammen, wie immer, wenn er sich in einer Situation wirklich unwohl fühlte.

„Die Heiler meinten, dass wir es dir lieber nicht sagen sollten, aber so schlimm siehst du ja gar nicht aus. Außerdem hättest du es früher oder später eh erfahren. Du kennst die Kimmkorn ja. Immerhin weißt du es so, bevor sie dir eine Kamera ins Gesicht halten und dich zu deiner Meinung befragen“, fügte Hermine hinzu.

Sie hatten ihm den Tagespropheten in die Hand gedrückt, nachdem sie gerade ein paar Sekunden im Zimmer gestanden hatten. Nur gegrüßt hatten sie ihn noch, und sich vergewissert, dass Harry die Nachricht auch wirklich vertragen würde.

„Wenigstens hat sie sich dieses Mal etwas mit den Verleumdungen zurückgehalten, bemerkte er trocken, bevor er Ron die Zeitung zurückgab, ohne die Artikel auf den Seiten drei und fünfzehn auch nur zu überfliegen. Er konnte sich so oder so schon denken, was in ihnen stand: wiederholte Forderungen nach schärferen Gesetzen und ein sehr anrührendes Portrait über sein Leben bisher vermutlich.

Ron lachte sarkastisch. „Und wie geht’s …“, begann er, und beendete den Satz mit einer vagen Geste auf Harrys Bein, das immer noch unter der Decke lag und das er inzwischen sogar wieder etwas bewegen konnte, ohne dass er durch die Schmerzen in Ohnmacht fiel. Fieber hatte er auch keines mehr. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass ihm jemand heftig gegen das Schienbein getreten hatte. Bei dem Gedanken lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken, und er wusste nicht wieso.

Er antwortete Ron jedoch mit einem Schulterzucken, nachdem er sich wieder gefangen hatte. „Es heilt schnell“, brummte er betont gleichgültig. „Morgen früh werde ich entlassen.“

Er wandte den Blick kurz zur Seite und blickte in Hermines Augen, in denen Mitleid stand. Harry wurde übel und er ballte die Hände zu Fäusten. Er wollte kein Mitleid, und nur die Jahre der Freundschaft mit Hermine hielten ihn davon ab, sie anzufahren. Sie meinte es ja nur gut.

„Habt ihr Ginny erreicht?“, fragte er stattdessen.

Ron schüttelte betrübt den Kopf. „Im Trainingslager in Ungarn erlauben sie doch keine Post, Zeitungen und auch kein Flohpulver. Wir haben zwar versucht, ihre Trainerin zu erreichen, aber wir haben noch nichts von ihr gehört. Mum wollte es zwar weiter versuchen aber …“ Er atmete tief ein. „Sorry, Mann. Das muss wohl noch eine Woche warten.“

Harry seufzte. Er hätte jetzt viel lieber Ginny hier bei sich als Ron und Hermine. An Ginny könnte er sich festklammern, er könnte sie im Arm halten und würde sich sofort viel besser fühlen. Nicht so allein. Geliebt. Aber er wusste auch, wie viel Ginny ihre Arbeit bedeutete. Und dass die Regeln fürs Trainingslager wirklich über alle Maßen streng waren. Eigentlich freute er sich sogar über den Besuch der beiden. Sie waren schließlich seine besten Freunde und zeigten das auch. Nur war es leider nicht die Art von Mitgefühlsbekundung, die er sich am meisten wünschte. Ron gab sich in solchen Situationen gern gelassen und tat so, als wäre alles normal, während Hermine sich um alle Fakten kümmerte. Und Harry wünschte sich in diesem Moment nur jemanden, der neben ihm saß und einfach bei ihm war. Ginny eben.

„Remus kommt später noch vorbei“, sagte Hermine ruhig.

Harry blickte zu ihr auf.

„Er wäre wohl am liebsten auch schon gestern gekommen. Aber selbst wenn sie ihn hereingelassen hätten … es ging ihm noch nicht besonders. Das meinte zumindest Tonks“, erklärte sie.

Harry wurde mulmig im Magen und Ron und Hermine blickten sich betreten um. In einem Monat … er schüttelte den Kopf. Daran wollte er jetzt lieber nicht denken. Remus hatte einmal gesagt, dass das Gefühl der Verwandlung nur schwer nachzuvollziehen sei für jemanden, der es noch nicht durchgemacht hat.

Um nicht in die mitleidigen Augen seiner Freunde zu schauen ließ Harry seinen Blick durch den Raum schweifen und blieb an Melanie hängen, die ihn und seine Freunde vom Bett gegenüber neugierig und ein wenig eingeschüchtert betrachtete. Er lächelte, und Ron und Hermine drehten sich herum um sie anzusehen.

„Ron, Hermine, darf ich euch Melanie Black verstellen? Melanie Black, meine besten Freunde Ron und Hermine Weasley.“

„Granger-Weasley“, verbesserte Hermine mit einem mahnenden Blick auf Harry, und damit legte sich eine komfortable Decke aus Smalltalk über den Raum. Ron und Harry mischten sich dabei nur auf direkte Fragen ein, während Melanie und Hermine über Melanies Kinder, ihre Arbeit und ihren Mann redeten. Natürlich verlangte Hermine auch zu wissen, wie Melanie gebissen worden war, was die Stimmung für einen Moment wieder etwas drückte. Doch dann begann Hermine mit einem ausführlichen Monolog zur Zaubererwelt – eines ihrer Spezialgebiete, immerhin hatte sie die verbesserten Pamphlete und Prospekte geschrieben, die seit dem vorherigen Jahr an die Familien von jungen Muggelgeborenen verteilt wurden.

„Die alten waren einfach nur furchtbar“, hatte Hermine einmal beiläufig erwähnt. „Du kannst froh sein, dass dir das erspart blieb.“

Und nun bot sie Melanie an, ihr welche mitzubringen, wenn Harry am nächsten Tag entlassen würde. Harry wollte gerade den Mund öffnen und zu sagen, dass das doch nicht nötig wäre, da—

„Natürlich kommen wir“, meinte Ron. „Wir sind doch deine Familie. George hat mir freigegeben. Und Hermine hat ihren Chef solange mit Argumenten überhäuft, dass er ihr freigeben musste, um noch etwas Produktives getan zu bekommen.“

Harry lachte höflich, aber er wusste, dass es seine Augen nicht erreichte. An morgen wollte er lieber nicht denken; vor allem nicht daran, dass ihn mehr Menschen als unbedingt nötig zu Gesicht bekommen würden. Schließlich verabschiedeten sich Ron und Hermine und ließen nur den Tagespropheten zurück, den Melanie mit Interesse in Augenschein nahm. Harry erinnerte sich daran, wie er sich beim ersten Anblick der sich bewegenden Bilder gefühlt hatte. Melanie blickte auch immer wieder beim Blättern auf und warf Harry merkwürdige Blicke zu. Zum Glück war sie zu beschäftigt um zu bemerken, dass ihm dabei das Blut in die Wangen schoss.

Ihr Blick wurde ernster, als sie den Artikel über die Werwolf-Gesetze las und Harry konnte ihr die Besorgnis ansehen, obwohl ein Großteil ihres Gesicht von ihren langen, schwarzen Haaren verdeckt wurde. Als sie fertig gelesen hatte, blickte sie zu Harry, doch er gab sich alle Mühe, ihre fragenden Blicke abzuschmettern.


*

Remus kam am frühen Nachmittag, zusammen mit Teddy und Tonks. Teddy war wie immer ausgesprochen fröhlich und hüpfte ohne große Umschweife direkt auf Harrys Beine, wobei das rechte zum Glück größtenteils unbehelligt blieb. Trotzdem zuckte Harry durch den unerwarteten Schmerz kurz zusammen. Teddy bemerkte davon allerdings nichts, und so biss Harry die Zähne zusammen und zwang sich zu einem Lächeln, während Teddy anfing zu plappern und ihm erzählte, was ihm in den letzten Tagen passiert war. Seine Haare flackerten dabei von einer Farbe des Regenbogens in die andere und es dauerte nicht lange, bis Harrys Lächeln echt und das dumpfe Pochen vergessen war.

Nach einer Weile jedoch schweiften seine Gedanken wieder ab. Teddys Stimme kratzte ungewöhnlich stark an seinen Nerven und ihm schwirrte eh schon der Kopf vor so viel Energie und Elan. Ein Blick auf Remus verriet, dass es ihm ähnlich ging. Er wirkte wie nach jedem Vollmond um zehn Jahre gealtert. Tonks hingegen strahlte genauso wie ihr Sohn, im Gegensatz zu ihm jedoch in konstantem Pink. Harry musste sogar zugeben, dass ihn ihre Anwesenheit irgendwie aufmunterte, auch wenn sie ihn anstrengte.

Nach einer guten halben Stunde wurde Teddy das Krankenzimmer allerdings zu langweilig und er konnte nicht länger still sitzen. Also entschied sich Tonks, mit ihm in den Krankenhauskiosk im fünften Obergeschoss zu gehen um ihn dort eine Weile bei Laune zu halten. Zum Abschied drückte sie Remus noch einen Kuss auf die Wange und warf Harry einen aufmunternden Blick zu.

„Es ist wirklich erstaunlich, wie gut gelaunt sie immer ist“, bemerkte Harry nüchtern.

Remus lachte müde (und wissend – nur was wollte Harry lieber nicht wissen). „Kann ich mich setzen?“, fragte er.

Harry nickte und Remus ließ sich ächzend auf der Bettkante nieder. „Entschuldigung. Ich bin immer noch …“ Er seufzte.

Harry lächelte schief.

Remus blickte ihm kurz in die Augen und legte dann einen Arm um ihn.

„Erzähl mir jetzt bloß nicht, dass alles wieder okay wird.“

Remus blickte ihn an und schwieg für einen Moment. „Dein Leben wird nie wieder so sein wie zuvor, Harry“, sagte er ernst. „Besonders unter den neuen Gesetzen. Aber du wirst klarkommen. Du hast Freunde, auf die du dich verlassen kannst. Das können die wenigsten von sich behaupten.“

Harry wich Remus’ Blick aus und musterte Melanie aus dem Augenwinkel, die neugierig herüber sah.

„Ich weiß, dass dir das jetzt nicht viel bringt“, fuhr Remus fort. „Aber ich bin für dich da. Ron und Hermine sind für dich da. Egal was kommt. Das haben wir schließlich schon bewiesen. Außerdem glaube ich nicht, dass Molly es sich entgehen lassen wird, dich zu bemuttern. Wenn du willst, kannst du auch eine Weile bei uns bleiben, wenn dir das hilft. Tonks und ich haben das schon besprochen und Teddy würde sich sicher auch freuen.“

„Denkst du, das würde die AfüMag zulassen?“

Remus schnaubte verächtlich. „Vielleicht kann Tonks was drehen. Immerhin ist sie Aurorin, und es sind deine ehemaligen Kollegen …“

„Ihr wohnt in einer Gegend, in der auch eine Menge Muggel wohnen, das hat ihnen schon nicht gefallen, als sie sich nur wegen dir Sorgen machen mussten. Darum hat Tonks sich schon sehr bemühen müssen. Wenn man bedenkt, dass Teddy sowieso schon viel Aufmerksamkeit auf sich zieht …“

„Wir erzählen den Nachbarn immer noch, dass er gerne mit Tönungen spielt, die er von seiner Mutter klaut. Wenigstens glauben sie uns das, seit er einen Plastikflamingo aus Mrs. Jenkins Garten gestohlen hat.“

„Und er ist inzwischen fast immer türkis.“

Sie grinsten einander an und für einen Moment hatte Harry vollkommen vergessen, warum er überhaupt im Krankenhaus lag. Leider blieb es bei dem einen Moment. „Ich geh erstmal zu Ron und Hermine für eine Nacht, denke ich, damit die beiden sich nicht zu viel Sorgen um mich machen. Und danach zu mir nach Hause. Ich weiß immer noch nicht, wie ich das Ginny beibringen soll.“

„Wann kommt sie denn zurück?“

„Am ersten. Dann ist das Trainingslager vorbei. Gwenog ist da ziemlich streng. Niemand darf gehen und es gibt auch keinen Kontakt. Ich will gar nicht wissen, wie sie es aufnimmt.“

„Sie wird’s verkraften.“

Harry seufzte. „Na ja, bisher haben es alle anders herausbekommen. Es jemandem zu sagen, der einem so viel bedeutet … Ich stell mir das schwer vor.“

Harry spürte, wie Remus nickte. Sein Oberkörper bewegte sich leicht mit. „Aber da kommst du schon irgendwie durch. Mach dir nicht allzu viele Gedanken darüber, bevor es soweit ist. Außerdem glaube ich wirklich nicht, dass du dir wegen Ginny Sorgen machen musst. Du hast erstmal genug andere Probleme. Sie entlassen dich morgen?“

Harry nickte und sein Blick fiel auf Remus’ linken Oberschenkel. Dort, wo die Ortungsperle war, und dort, wo man sie ihm morgen einpflanzen würde. Er legte die Hand fast instinktiv auf die Stelle. „Kingsley kommt selber vorbei.“

Sie schwiegen.

„Warum machen eigentlich alle so einen Wirbel um die Entlassung?“, fragte Melanies dunkle Stimme.

Remus und Harry tauschen einen beunruhigten Blick. Dann begann Harry zu sprechen: „Na ja, für Werwölfe ist das der erste Teil der Erfassung, zumindest seit ein paar Jahren. Wir bekommen sozusagen unsere Rechte vorgelesen – das ist ein Muggelbegriff für etwas Ähnliches“, fügte er als Erklärung für Remus hinzu. „Sie sagen uns was wir dürfen und was nicht und so weiter. Dann versehen sie uns mit einer Ortungsperle, nehmen vorläufige Adresse und Kontaktdaten auf und schicken uns unseres Weges. Mich zumindest. Ich bin Zauberer und kenne die Gesetze ziemlich gut. Sie … Sie werden in eine der vorübergehenden Unterkünfte gebracht, die es für diese Zwecke gibt. Da wird Ihnen dann alles Notwendige beigebracht. Und Ihnen bleibt die endgültige Registrierung im Ministerium erspart, weil ein Beamter zu Ihnen kommt um das zu besprechen.“

„Glauben Sie mir“, mischte sich Remus ein, „das ist am schlimmsten für die meisten neu gebissenen Werwölfe.“

„Sie sind auch ein Werwolf, nicht wahr? Wie lange schon?“

Remus lächelte bitter. „Länger als Sie am Leben sind, würde ich sagen. Ich war noch sehr jung, als ich gebissen wurde.“

„Oh.“

„Ich kann mich kaum noch daran erinnern wie es ist kein Werwolf zu sein. Die meisten anderen denken, dass das ein Segen ist. Leichter macht es die Verwandlung trotzdem nicht. Ganz zu schweigen davon, dass ich fast keinen Job in meinem Leben länger als ein paar Wochen behalten konnte.“

Melanie blickte ihn alarmiert an. „Ist es … Ich meine, tut es sehr weh?“

Remus nickte grimmig. „Der Cruciatus-Fluch ist nichts dagegen. Das ist ein Fluch, der einem unerträgliche Schmerzen bereitet. Er ist illegal und ihn zu benutzen bringt einen lebenslänglich ins Gefängnis“, erläuterte er.

„Woher wissen Sie dann, wie er sich anfühlt?“

„Schwarzmagier sind im Krieg nicht gerade zaghaft damit umgegangen. Sie wussten, dass es ihnen keine Probleme bringen würde. Und auf unserer Seite hat man auch nicht gezögert, wenn es um Leben und Tod ging. Es gibt drei Unverzeihliche, und es gibt einige unter uns, die zwei von ihnen überlebt haben.“

„Und der dritte?“

„Tja, der dritte … da gibt es nur einen Überlebenden, stimmt’s Harry?“

Harry stöhnte.

„Oh stimmt, da stand etwas in der Zeitung … ‚Harry Potter, einziger Überlebender des Todesfluchs‘ oder so.“

„Ja, Harry hat den Todesfluch überlebt. Zwei Mal. Der dritte Unverzeihliche dient dazu, Menschen zu kontrollieren. Sie haben den Tagespropheten gelesen?“

„Ich jedenfalls hatte nach dem ersten Artikel genug. Ich will gar nicht wissen, was die Kimmkorn in der nächsten Woche über mich schreibt. Wahrscheinlich kramt sie ihre zehn Jahre alten Artikel wieder hervor und schreibt sie leicht um.“

Und genau diesen Moment suchten sich Tonks und Teddy aus um ins Zimmer zurückzukehren, unter anderem beladen mit einer Packung Kekse, die sie mit Harry und Melanie teilten. Sie verabschiedeten sich, als Remus sichtlich müde wurde und Teddy der Gesprächsstoff ausging. An der Tür warfen Remus und Tonks Harry noch aufmunternde Blicke zu, allerdings hatte das eher einen gegenteiligen Effekt. Harry lächelte trotzdem. Seine Gesichtsmuskulatur fühlte sich dabei erschreckend steif an.


*

Als Harry am nächsten Morgen aufwachte, versuchte er zunächst wieder einzuschlafen. Alles, um noch ein paar Minuten Frieden herauszuschinden. Aber sein Körper ließ ihn nicht. Er hatte einfach zu viel geschlafen in den letzten Tagen und da er zumindest körperlich wieder einigermaßen genesen war, drehte er sich unruhig von einer Seite auf die andere und wartete. Währenddessen starrte er auf die weißen Wände und brannte sie in sein Gedächtnis um sich nicht auszumalen, was ihm bevorstand.

Um neun Uhr (die Heiler waren ausgesprochen pünktlich, was das anging), weckte die junge Heilerin-in-Ausbildung, deren Namen Harry immer noch nicht wusste, schließlich auch Melanie. Harry folgte ihr dabei mit den Augen, und sie gab sich jede Mühe, seinem Blick auszuweichen.

Ihnen blieb noch eine Stunde zum Frühstücken und Anziehen. Harry hatte in den letzten Tagen kaum das Bett verlassen. Seine Beine fühlten sich schwach und unbeweglich an, aber er schaffte es doch, sich die Kleidung anzuziehen, die Ron und Hermine ihm gestern aus seiner Wohnung mitgebracht hatten. Die Sachen, die er drei Tage zuvor getragen hatte, waren nicht einmal gereinigt worden. Man hatte sie ihm in einer Papiertüte überreicht; sie waren voller Blut und Schlamm, gespickt mit ein paar Zweigen und Überresten von Blättern.

Und so stand Harry auf unsicheren Beinen in einer alten Jeans, die er sich vorsichtig über die immer noch verbundene Wunde gezogen hatte, vor seinem Bett. Er genoss das Gefühl, wieder einigermaßen sicher und schmerzfrei (die Wunde protestierte nur mit einem leisen Pochen) stehen zu können. Melanie hatte sich umgedreht, während er sich angezogen hatte, und er tat ihr in diesem Moment denselben Gefallen und musterte wieder die strahlend weißen Wände, die Langzeitpatienten wohl in den Wahnsinn treiben konnten. Sie hatten zum Umziehen die Wahl zwischen dem Bad im Gang und dem Zimmer gehabt, aber sie beide waren nicht gerade erpicht darauf gewesen, in den Krankenhaushemden auf den Gang zu gehen.

Es fühlte sich merkwürdig an, entschied Harry, als er im Zimmer stand und die Wand musterte, nur mit Jeans bekleidet. Er wusste nicht recht, wie er es beschreiben sollte. Alles fühlte sich neu an; wüsste er es nicht besser, würde er sagen, dass er die Hose auf seiner Haut noch nie in seinem Leben getragen hatte. Der geflieste Boden unter seinen Füßen war auch irgendwie anders als er ihn in Erinnerung hatte. Sogar das Weiß an den Wänden und der Geruch des Reinigungsmittels wirkten auf subtile Art verändert. Er fühlte sich wie neu geboren. Und es irritierte ihn gewaltig, dieses Gefühl mit fast fünfundzwanzig zu erleben.

Daran änderte sich auch nichts, als er T-Shirt, Socken und Schuhe überstreifte. Im Gegenteil: Das seltsame Gefühl verstärkte sich soweit, dass es sich anfühlte, als würden Ameisen unter seiner Haut herumkrabbeln.

Melanie und er schwiegen sich an während sie warteten. Harry hatte sich schließlich doch wieder auf sein Bett gesetzt und starrte nun die Tür an. Melanie war nervös, da sie augenscheinlich nicht wusste, was sie erwartete. Harry dagegen hatte die Prozedur schon mehr als einmal über sich ergehen lassen müssen, wenn auch in anderer Funktion, doch das half auch nicht, das unangenehme Gefühl in seiner Magengegend im Zaum zu halten. Und so saßen sie inmitten unbehaglichen Schweigens, bis sich die Tür öffnete und Heiler Stowner mit entschlossenen Schritten und fröhlicher Miene in den Raum trat.

„Guten Tag, Mr. Potter, Mrs. Black.“ Er nickte ihnen beiden zu und ging dann zu Melanie hinüber, der er ohne große Umschweife den Verband am Arm abnahm. Sie zuckte zusammen und wimmerte, während der Heiler die Wunde musterte. Nach einigen Momenten nickte er zufrieden.

Dann ging er zu Harry hinüber, der am liebsten zum anderen Ende des Raums geflohen wäre. Er kämpfte mit dem Instinkt die Zähne zu fletschen. Aber er bewegte sich keinen Millimeter, zumindest bis Stowner genervt das Gesicht verzog.

„Mr. Potter, wenn Sie bitte Ihr Hosenbein hochkrempeln würden?“, presste er schließlich zwischen seinen zusammengekniffenen Lippen hervor.

Harry seufzte und folgte widerwillig – und betont langsam – der Anweisung. Wenigstens konnte er sich darauf vorbereiten, dass Stowner sich auf den Verband stürzte und ihn unsanft vom Bein riss. Harry biss die Zähne zusammen. An mindestens einer Stelle wurde Schorf von der Bisswunde gerissen. Aber Stowner brummte trotzdem zufrieden vor sich hin. Er gab ihm noch nicht einmal ein Pflaster oder Ähnliches, bevor er Harry anwies, das Hosenbein wieder herunterzurollen.

Harry sah dabei zum ersten Mal die blutigen Stellen, von denen er sich jetzt schon vorstellen konnte, wie ihn die Narben später einmal zeichnen würden. Es sah schlimmer aus als es sein würde; das Blut war geronnen und die Wundränder brannten in einem nervösen Rot. Abgerundet wurde das Bild noch durch verblassende blaue und gelbe Flecke.

Die Blutergüsse würden verblassen, doch die Wunde würde weiße Narben hinterlassen. Die vorher ebenmäßige Haut würde für immer gezeichnet bleiben. Er betrachtete die Wunde und sehnte sich danach, die Zeit zurückdrehen zu können. Dann rollte er die Hose vorsichtig über die Wunde, die vor frischem Blut dunkel glitzerte. Die Jeans würde er einweichen müssen, denn niemand wollte ihm einen neuen Verband anlegen.

„Sie können entlassen werden“, fiepste Stowner fröhlich und Harry blickte ruckartig wieder auf. „Sollte die Wunde nicht vernünftig heilen, was in etwa einem von tausend Fällen passiert, kommen Sie bitte umgehend wieder zurück. Ich denke aber, dass es keine Probleme geben wird. Sorgen Sie bitte dafür, dass sie die Wunden möglichst offen und sauber halten. Keine hastigen Bewegungen, schonen Sie sich für die nächsten paar Tage. Das wäre alles.“

Harry begann, sich von seinem Bett aufzuraffen.

„Nur eins noch.“ Harry setzte sich wieder. „Ich möchte Sie darum bitten“, fuhr Stowner fort, „an meiner Studie zur Lykanthropie teilzunehmen. Ich entwickle Tränke, die es Ihnen erleichtern werden, mir Ihrer neuen Situation umzugehen und hoffe, Sie entscheiden sich dafür, mir und der Wissenschaft zu helfen.“

Harry runzelte die Stirn. Ganz bestimmt nicht. Ein flüchtiger Blick zu Melanie verriet ihm, dass es ihr ähnlich ging. Mit experimentellen Medikamenten (und ambitionierten Heilern) war man anscheinend auch in der Muggelwelt vorsichtig.

Stowner blickte enttäuscht, klatschte kurz in die Hände und wies dann zur Tür. Harry war alles andere als begeistert von der Aussicht das Zimmer zu verlassen, aber er erhob sich mühsam und ging mit vorsichtigen und bestimmten Schritten voran. Sich drücken brachte schließlich auch nichts.

Harry kannte den Weg, was ihm erlaubte, die Augen auf den Boden zu richten, während er zielstrebig die monotonen Gänge entlangschritt. Dabei gerieten immer wieder die Beine und Unterkörper von anderen Patienten oder Heilern in sein Blickfeld. Harry spürte, wie ihm unter ihren neugierigen Blicken das Blut in die Wangen schoss, doch er ging einfach weiter und ignorierte sie so gut es ging. Trotzdem kam es ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er endlich den Raum erreichte, der für die Entlassung von frisch infizierten Werwölfen und dem einen oder anderen Schwarzmagier vorgesehen war.

Der Raum sah nicht anders aus als die anderen. Weiße Wände, weiße Fliesen, weiße Decke. Nur standen in diesem Raum statt Betten Tische mit je zwei Stühlen und eine Liege, die Harry misstrauisch musterte. Kingsley und zwei andere Auroren warteten bereits auf ihn und Melanie, die kurz nach ihm das Zimmer betrat und sich dezent und neugierig umblickte. Die Auroren nickten Stowner noch zu, bevor er die Tür hinter ihnen schloss. Harry schluckte.

Er wusste, warum die Auroren in der Überzahl gekommen waren. Man hatte es ihnen in der Ausbildung schließlich so beigebracht und Harry hatte mit Bestnoten abgeschlossen. „Bei Verhören immer in der Überzahl sein“, hatte der Lehrer erklärt. „Das bringt die Verdächtigen durcheinander und sorgt dafür, dass sie sich schlechter aufs Lügen konzentrieren können.“ Und außerdem hatte es den Vorteil, dass die Verdächtigen, wenn sie über schlechte Behandlung klagen sollten, mindestens einen Gegenzeugen hatten. Nur hatte das natürlich niemand offen gesagt.

Was Harry überraschte war die Intensität, mit der er sich plötzlich ausgeliefert vorkam. Es war etwas vollkommen anderes, sich im Unterricht mit so einer Situation zu beschäftigen, als ihr selber ausgeliefert zu sein. Er wollte am liebsten fliehen oder die Zähne fletschen.

„Harry“, grüßte Kingsley, dessen Gesicht vergleichsweise fahl und angemessen ernst wirkte.

Harry nickte nur knapp. Er fürchtete, dass er nur eine lakonische Antwort über die Lippen bringen würde.

„Setz dich bitte. Sie auch, Mrs. Black.“

Harry nahm rechts Platz und Kingsley setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber. Mit einem Lächeln versuchte er Harry aufzumuntern, als er die (verhältnismäßig dünne) Akte hervorkramte, die in Zukunft sicherlich um einiges anschwellen würde.

„Du kennst das Protokoll ja“, bemerkte Kingsley nur, während ein Seitenblick auf die verunsicherte Melanie Harry zeigte, dass man ihre gerade alles im Detail erklärte. Der Auror ihr gegenüber blickte kaum vom Papier auf und näselte die auswendig gelernten Fragen tonlos vor sich hin.

Kingsley räusperte sich, dann las er Harry die Daten vor, die auf dem Blatt standen. Harry hörte nur mit halbem Ohr zu – der Rest seiner Gedanken war bei all den Malen (sechs insgesamt), die er an Kingsleys Stelle gesessen hatte. Sein Blick fiel auf den überzähligen Auror, der sich alle Mühe gab, möglichst bedrohlich zu wirken. Harry kannte den Mann nur vom Sehen. Das war wahrscheinlich der Grund dafür, dass er hier war.

Kingsley hatte zu Ende gelesen, bevor der Auror, der Melanie gegenüber saß, auch nur begonnen hatte, Geburtsdatum, Name, Wohnort, Anstellung, Familie und schließlich das Datum des Bisses und des verantwortlichen Werwolfs zu erfragen. Harry nickte, nahm Kingsley die Feder aus der Hand und unterschrieb. Pflicht, denn der Werwolf musste bestätigen, dass die Angaben der Wahrheit entsprachen. Kingsley hatte ihm die Mühe erspart, ihn jedes einzelne Detail extra bestätigen zu lassen.

„Deine Nummer ist WW–05.06.01. Soll ich sie dir aufschreiben?“

Harry schüttelte den Kopf. „Nicht nötig.“ Werwolf, 2005, Juni; man hatte ihm der Einfachheit halber die Nummer eins zugeteilt. Das sollte er sich noch merken können.

„Gut“, sagte Kingsley grimmig. „Dann kommen wir jetzt wohl zum unangenehmen Teil.“ Er deutete auf die Liege.

Harry biss die Zähne zusammen und lächelte bitter. Dann stand er auf und ging zur Liege hinüber. Ohne groß zu zögern legte er sich auf den Rücken und öffnete seine Hose, die er bis zu den Kniekehlen hinunterzog. Er schluckte eine giftige Bemerkung hinunter, als er Kingsleys mitleidigen Blick sah. Die anderen beiden Auroren ignorierten ihn bewusst. Melanie wurde nervöser und Harry hoffte einfach nur, dass er es bald hinter sich haben würde.

Es war demütigend so dazuliegen und darauf zu warten, dass Kingsley die Ortungsperle aus seinem Umhang holte. Dann zückte er endlich den Zauberstab. „Leg dich am besten auf die Seite“, flüsterte er ungewohnt sanft. Gerade das brachte den Sturm von Gefühlen, der in Harrys Kopf wütete, noch mehr durcheinander.

Harry hielt seine Maske der Gleichgültigkeit aufrecht, bis er sich zur Wand gedreht hatte. Dann kniff er die Augen zusammen. Tränen kündigten sich an, doch Harry atmete einige Male tief durch um sich zu beruhigen, bis Kingsley die Ortungsperle auf seinen linken Oberschenkel legte. Von da an rührte er sich gar nicht mehr.

„Insere“, wisperte Kingsley und Harry war, als würde die Perle mit Feuer und Eis ihren Weg in das Fettgewebe seines Oberschenkels suchen. Er keuchte erstickt auf, versteifte sich am ganzen Körper und wagte erst wieder zu atmen und die Augen zu öffnen, nachdem der Schmerz einigermaßen abgeklungen war. Er schwitzte.

All das hatte keine Spur auf seiner Haut hinterlassen, aber Harry bildete sich ein, den Fremdkörper unter seiner Haut spüren zu können, als er sich mühselig wieder die Jeans anzog und aufstand. Kingsley konnte ihm nicht in die Augen schauen und die anderen beiden nicht einmal ins Gesicht. Ihm war es genauso gegangen, als er das miterleben musste. Es war zu privat, zu entblößend für Zuschauer und trotzdem war immer mindestens ein anderer Auror dabei.

Der Auror bei Melanie hatte ihre Befragung kurzzeitig unterbrochen und wendete sich jetzt schuldbewusst wieder seiner Aufgabe zu. Er hatte gegafft. Harry kannte den Jungen. Smethwicke war zwei Jahre jünger als Harry und hatte gerade erst in der Abteilung angefangen. Vermutlich hatte er die Schlacht um Hogwarts als Schüler miterlebt, Harry meinte sich vage an das Gesicht erinnern zu können. Jung und unschuldig sah er aus. Ein wenig unsicher war er auch. Harry fühlte sich in seiner Gegenwart alt und zynisch. Vielleicht war er das auch.

Er wartete geduldig, bis auch Melanie mit ihrer Befragung fertig war. Als ihr die Ortungsperle eingepflanzt wurde, sah er beiseite und schämte sich dafür. Er war nicht der einzige. Die beiden anderen Auroren blickten auch überall hin nur nicht zu der Liege.

Nachdem Melanie ihre Hose (sie trug noch dieselbe dreckige Kleidung wie zuvor) wieder angezogen hatte, blieb ihnen noch ein Moment der Ruhe, bevor Kingsley sich verlegen räusperte und ein Blatt Papier aus seiner Mappe hervorholte. Sie blickte auf. Harry gab sich betont neutral, aber Melanie stand eine Spur Furcht im Blick, die sie hinter einer Maske aus Mut zu verbergen versuchte.

„Mrs. Black, Auror Smethwicke wird Sie gleich zu einer vorübergehenden Unterkunft für Sie bringen, wo man sich um Ihre Integration in die Zaubererwelt kümmern wird. Dort wird Ihnen jemand von der Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe und Schwarzmagier dabei helfen, den Registrierungsprozess zu Ende zu führen und eine permanente Bleibe für Sie zu finden. Es ist trotzdem meine Pflicht, Sie auf Ihre Pflichten in offizieller Kapazität hinzuweisen – und dich natürlich auch Harry:

„Erstens: Sie müssen sich innerhalb der nächsten zwei Wochen bei der Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe und Schwarzmagier als Werwölfe registrieren lassen – das fällt für Sie selbstverständlich weg, Mrs. Black.

„Zweitens: Es ist Ihnen verboten, die Ortungsperle ohne Genehmigung oder ausdrückliche Anweisung der Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe und Schwarzmagier oder der Abteilung für magische Strafverfolgung und Schutz der Bevölkerung zu entfernen.

„Drittens: Ohne Erlaubnis ist es Ihnen nicht gestattet, den Wohnort oder den Arbeitsplatz zu wechseln. Sollten Sie eine Gefahr für Ihr bisheriges Umfeld darstellen, werden Sie vorübergehend in Ministeriumsquartieren untergebracht.

„Viertens: Den Kontakt zu Muggeln müssen Sie in der Zukunft auf das Notwendigste beschränken, sofern keine spezielle Erlaubnis vorliegt.

„Fünftens: Zu jedem Vollmond haben Sie sich im Ministerium einzufinden, von wo aus man Sie nach Askaban transportieren wird, um einen maximalen Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten.

„Sechstens: Der Bezug von Wolfsbanntrank durch nicht ministeriell anerkannte Brauer und die Einnahme ohne Aufsicht eines Heilers ist untersagt.“

Harry nickte apathisch, während Kingsley ohne Elan vom Blatt in seiner Hand ablas. Dann legte er das Blatt zurück und schlug die Mappe zu. Er blickte Harry mit einem undeutbaren Blick in den Augen an und Harrys Gesicht und Körper fühlten sich plötzlich wie versteinert an.

„Mrs. Black, wenn Sie mir bitte folgen würden“, sagte Smethwicke, mit einem unsicheren Blick auf Kingsley, der ihn gar nicht beachtete. Harry vermutete, dass es das erste Mal war, dass Smethwicke für einen Neubiss verantwortlich war.

Melanie drehte sich kurz um, die Augen voll unterdrückter Angst, und Harry bemühte sich um ein aufmunterndes Lächeln. Es gelang ihm nicht wirklich und die Grimasse, die er schließlich doch zustande brachte, war wahrscheinlich eher verunsichernd als aufbauend. „Viel Glück“, sagte er zaghaft.

„Dir auch“, gab Melanie zitternd zurück. Dann folgte sie Smethwicke zur Tür hinaus. Sie wandte sich noch kurz um, bevor sie aus dem Zimmer veschwand.

„Was hat man ihrer Familie erzählt?“, fragte Harry, als die Schritte im Gang verstummt waren und er die Stimmen von Ron und Hermine zu hören glaubte.

Kingsley suchten einen Moment nach der Antwort. „Eine seltene Tropenkrankheit, hoch ansteckend. Sie muss in Quarantäne bleiben, ihr Zustand ist kritisch. Das Übliche eben.“

Das Übliche eben. „Kannst du mir einen Gefallen tun?“, bat Harry und sah Kingsley zum ersten Mal direkt in die Augen.

Kingsley zögerte, dann nickte er vorsichtig.

„Lass sie für den Rest ihres Lebens in einem Hochsicherheitslabor bleiben, in dem sie keinen Besuch bekommen kann. Aber Briefe und Geschenke sind in Ordnung. Wenn ihr es jemals hinbekommen könntet vielleicht sogar ein Telefonanruf. Ist immer noch besser als die Alternative.“

Kingsley runzelte die Stirn und schien erst widersprechen zu wollen, doch dann brummte er zustimmend. Harry hoffte inständig, dass er mit seiner Einschätzung recht behalten würde.

„Ron und Hermine warten draußen. Sie haben einen Portschlüssel dabei. Er sollte in ein paar Minuten aktiviert werden.“

„Ich hasse Portschlüssel“, murmelte Harry.

„Die Reporter bei den Kaminen hasst du bestimmt noch mehr.“

Harry verzog angewidert das Gesicht.



Ende